Ostern 2021 – Passions- und Osterkrippe


Mit unserer neuen großen Passions- und Osterkrippe möchten wir Sie auf eine Reise zu den beiden wichtigsten Ereignissen unseres Glaubens mitnehmen, nämlich zur Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi.

I. Allgemeines

Weihnachtskrippen kennt jeder, sie erzählen von der Geburt Jesu. Passionskrippen beschäftigen sich hingegen mit dem traurigen und belastenden Thema rund um den gewaltsamen Tod Jesu. Ihre Tradition reicht weit zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert waren sie sehr verbreitet, bevor sie fast in Vergessenheit gerieten. Heute werden sie wieder modern, wenngleich sie in Kirchen immer noch wenig zu sehen sind.

Diese fast vier Meter breite Passionskrippe wurde in der Werkstatt des Krippenvereins Friedrichshafen in knapp drei Monaten in ca. vierhundert Arbeitsstunden von einem Mitglied unserer Kirchengemeinde gebaut. Die Figuren der Kreuzigungsszene stammen von der Werkstatt Heide aus Südtirol.

Der Erbauer Thomas Alber ließ sich in erster Linie von den Berichten der Evangelien leiten.

Die Passions- und Osterkrippe wird von zwei Hauptthemen bestimmt, nämlich von der Kreuzigung und der Auferstehung, also vom Geschehen am Karfreitag und am Ostermorgen im Jahr 30 unserer Zeitrechnung, also vor 1991 Jahren.

Im Hintergrund wurde ein Teil der Stadtmauer von Jerusalem mit ihren Türmen nachgebildet. Die Gestaltung lehnt sich dabei an das Stadtmodell im Israel-Museum in Jerusalem an, welches die Stadt um das Jahr 66 n.Chr. zeigt, bevor sie von den Römern zerstört wurde. Die Stadtmauer hatte damals eine durchschnittliche Höhe von 12 m.

II. Kreuzigung (linkes Fenster)

Ganz links sehen wir das Tor, durch das Jesus auf seinem Gang nach Golgatha die Stadt verlassen hat. Dazu muss man wissen, dass der Ort der Kreuzigung damals außerhalb der befestigten Stadt lag, aber dennoch in ihrer Nähe. Dies haben historische und archäologische Forschungen eindeutig belegt.

Die Kreuzigung dürfte vermutlich eine der schlimmsten und schmerzhaftesten Formen der Hinrichtung gewesen sein, die sich Menschen jemals ausgedacht haben und die dann von den Römern praktiziert wurde. Brutal und schrecklich, das sind wohl treffende Attribute für diese Hinrichtungsart. Dabei stand für die Römer weniger die Bestrafung einer Tat im Vordergrund, sondern die Abschreckung. Sie nahmen solche Kreuzigungen daher an Orten vor, an denen Straßen vorbeiführten, damit die vorbeikommenden Leute die Gekreuzigten sahen. So war es auch im Fall von Jesus von Nazareth.

Das eigentliche Kreuzigungsgeschehen ist auf der Felserhebung vor der Stadtmauer zu sehen, genannt Golgatha, übersetzt Schädelstätte. Warum der Ort Schädelstätte genannt wurde, ist umstritten. Viele beziehen sich auf die angeblich schädelähnliche Form des Hügels. Wir wissen heute, dass Golgatha der letzte Ausläufer eines Steinbruchs war. Deshalb deutet unsere Passionskrippe an ihren vorderen Rändern auch immer wieder die Abbruchkanten dieses Steinbruchs an.

Auffällig ist, dass die Querbalken der Kreuze mit Stricken an die Längsbalken gebunden sind. So dürfte die Kreuzigung auch vonstattengegangen sein, denn man weiß heute, dass die Verurteilten „nur“ den Querbalken tragen mussten.

Ebenso sticht ins Auge, dass Jesus ans Kreuz genagelt ist, während die beiden Schächer, die mit Jesus zusammen hingerichtet wurden, mit Seilen angebunden sind.

Nur am Kreuz Jesu und darunter auf dem Boden ist Blut zu sehen. Wir müssen uns dazu vergegenwärtigen, dass Jesus zunächst eine grausame Geißelung erdulden musste, bevor er seinen Gang nach Golgatha antrat. Auch die Dornenkrone rief Blutungen hervor. Nicht zuletzt verlor Jesus selbstverständlich viel Blut durch die Nagelwunden an den Händen und Füßen sowie durch die Stichverletzung am Herzen. In Wirklichkeit war die Kreuzigung noch viel grausamer und blutiger als es die Evangelienberichte erahnen lassen.

Man geht heute davon aus, dass der Tod am Kreuz im Wesentlichen ein Erstickungstod war. Schon nach einer kurzen Zeit des Hängens kam es zu massiven Einschränkungen der Atmung. Um das Leiden zu verlängern, brachten die Römer oft Fußstützen an den Kreuzen an, die es den Verurteilten ermöglichten, sich mit großen Kraftanstrengungen etwas hochzuziehen und damit wieder besser atmen zu können. Die Fußstützen dienten also der Verlängerung des Todeskampfes. Das war auch der Grund dafür, warum den Schächern die Beine zerschlagen wurden. Es stand nämlich der Sabbat bevor und man wollte Hingerichtete nicht am Sabbat an den Kreuzen hängen haben. Mit dem Zerschlagen der Beine trat der Tod rasch ein.

Die Tafel (Titulus) oben am Kreuz Jesu ist in drei Sprachen abgefasst, so wie es in Joh 19,19-22 berichtet wird: Lateinisch, griechisch und hebräisch.

Für Jesus war die Hinrichtung in vielerlei Hinsicht schmachvoll. Dazu zählte auch, dass er ohne Kleider ans Kreuz geschlagen wurde. Die Soldaten warfen das Los um seine Kleider, denn sie standen nach römischem Brauch den Soldaten zu, die die Kreuzigung vornahmen. Die Kleider Jesu und Würfel sind daher vorne zu sehen.

Der Tod Jesu wurde gemäß den Evangelien von zwei großen Naturereignissen begleitet. Lukas (Lk 23,44-45) schreibt von einer Sonnenfinsternis um die sechste Stunde (12 Uhr), die bis zur neunten Stunde (15 Uhr) anhielt. Matthäus (Mt 27,51) berichtet von einem Erdbeben, das die Felsen spaltete. In unserer Passionskrippe durchzieht daher ein Felsriss den Golgathafelsen, der seine Fortsetzung in der Stadtmauer findet. Auch der Vorhang des Tempels riss entzwei.

Jesus starb um die neunte Stunde, also gegen 15 Uhr, darum beginnt die Karliturgie überall in der katholischen Welt um diese Zeit.

III. Auferstehung (rechtes Fenster)

Der Leichnam musste wegen des nahenden Sabbats rasch bestattet werden. Josef von Arimathäa war ein heimlicher Jünger Jesu (Joh 19,38) und gleichzeitig ein Mitglied des Hohen Rates (Lk 23,50). Er erbat sich von Pontius Pilatus den Leichnam, der ihm auch zugesprochen wurde (Joh 19,38).

Da das Begräbnis in aller Eile vonstattengehen musste, konnte es nur provisorisch erfolgen. Aufgrund dieser Eile wurde ein frisches Felsengrab in einem Garten nahe der Hinrichtungsstätte für das Begräbnis gewählt (Joh 19,41-42; Mk 15,46). Dieses Grab gehörte Josef von Arimathäa (Mt 27,60). Für die damalige Zeit waren Beschaffenheit und Ausstattung dieses Grabes sicherlich höherwertig als die Begräbnisstätten der übrigen Bevölkerung.

Unsere Passionskrippe zeigt die Gartenanlage (mittleres Fenster), in der dieses Grab lag. Zahlreiche Bäume, Blumen und andere Pflanzen verleihen ihm sein Aussehen. Vermutlich wurde dieser Garten damals auch bewässert.

Es ist davon auszugehen, dass das Grab Jesu nicht das einzige Felsengrab in dem Garten war. Deshalb findet sich direkt hinter der kleinen Wasserfläche eine weitere Grabanlage.

Neben ihr ist ein Hängegarten zu sehen. Im Anschluss daran hat der Erbauer eine Mauer mit Blumennischen geschaffen.

Hinter dem Garten entstand zwischen dem Gartenplateau und der Stadtmauer eine Felsenschlucht.

Am Ende des Plateaus sehen wir nun das etwas ins Gelände abgesenkte Grab Jesu. Mit einem Stein ist es verschließbar. In der Osternacht wird es geöffnet. Innen ist es hell beleuchtet. Am Ende der Grabeshöhle ist die Grabbank sichtbar, auf der der tote Körper von Jesus lag. Auf ihr liegen noch das Grabtuch und das Gesichtstuch. Auch sind noch herunterhängende Leinenbinden zu sehen.

Am dritten Tag nach seiner Kreuzigung ist Jesus auferstanden vor dem ersten Licht des ersten Tages der Woche. Mit einem strahlend weißen Gewand ist er eben dabei, das Grab zu verlassen als Sieger über Sünde und Tod. Niemand kann es zunächst richtig fassen, aber so langsam werden die rätselhaften Worte Jesu „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ (Joh 2,19) verständlich. Der Apostel Paulus wird im 1. Korintherbrief fünfundzwanzig Jahre später schreiben: „Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos.“ (1 Kor 15,17). Jesus hat den Tod überwunden und damit das Angesicht der Welt für alle Zeiten verändert!

Neben dem Gartenplateau ist der Ausläufer der Schlucht zu erkennen. Über sie führt eine Steinbrücke zur letzten Szene der Passionskrippe, zu einem Friedhof. Die jüdischen Gräber sind denen nachgebildet, die heute am Ölberg zu sehen sind. Die Inschriften auf den Gräbern sind in hebräischer Schrift verfasst. Bei den Juden ist es noch heute Brauch, beim Besuch eines Grabes einen Stein auf dieses zu legen. So ist es auch in unserer Passionskrippe dargestellt. Auffällig sind die beiden geöffneten Gräber, aus denen die Leintücher heraushängen, mit dem diese beiden Verstorbenen einmal beigesetzt wurden. Der Friedhof mit den geöffneten Gräbern hat symbolischen Charakter für ein biblisch beschriebenes Ereignis im Zusammenhang mit dem Tod und der Auferstehung Jesu:
„Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. (Mt 27,52-53).