Friedrichshafen profitiert von der Zusammenarbeit mit der Katholischen Gesamtkirchgemeinde

Presseinformation zum Social Return on Investment der Angebote der GKG Friedrichshafen.

Der Rückfluss von Mitteln an die öffentliche Hand ist bei der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen (GKG) im Vergleich zu anderen sozialen Trägern überraschend hoch. Zu diesem Ergebnis kommt das Nürnberger Forschungsinstitut xit, das die GKG 2018 damit beauftragte die Finanzierungsstruktur für die sozialen Projekte zu untersuchen. Der Mittelrückfluss an die öffentliche Hand wurde dabei anhand einer Wirkungsgradanalyse (Social Return on Investment, SROI) ausgewertet.

Diese Studie wird der Presse und der interessierten Öffentlichkeit am 14. Mai 2019 um 18:30 Uhr vorgestellt. Prof. Dr. Bernd Halfar vom beauftragten Institut xit wird die Ergebnisse erläutern und auf die Besonderheiten bei der Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen hinweisen. Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion mit hohen Vertretern der Kommunal- und Kreispolitik, der Katholischen Kirche, Elternvertretern und weiterer sozialer Einrichtungen werden die Auswirkungen der Partnerschaft zwischen der Kommune und der Kirche erörtert und vertieft.
Untersucht wurde das abgeschlossene Jahr 2017. Die Analyse dauerte von April 2018 bis Februar 2019.

Der Social Return on Investment ist eine Methode um die Wertschöpfung sozialer Angebote sichtbar zu machen. Dabei stehen nicht der Output im Mittelpunkt, sondern die Wirkungen für die Nutzer und die Gesellschaft.
Die Wertschöpfung wird in verschiedenen Perspektiven dargestellt. Diese gliedern sich wie folgt:

SROI  1: Transferanalyse
Wie viel Geld fließt von der öffentlichen Hand direkt in die Institution und wie viel fließt wieder zurück?

SROI  2: Individuelle Perspektive
Wie viel Geld fließt von der öffentlichen Hand an die einzelnen Leistungsnehmer und wie viel zahlen sie wieder zurück?

SROI  3: Alternativenbetrachtung/Opportunitätserträge
Was wäre, wenn es die Organisation nicht gäbe? Welche Kosten und Erträge kämen dann auf die öffentliche Hand zu?

SROI  4: Regionalökonomische/volkswirtschaftliche Wirkung
Welcher wirtschaftliche Nutzen ergibt sich durch die Organisation?

SROI  5: Wirkungen auf die Lebensqualität der Leistungsnehmer
Wie wirkt sich die Organisation auf die Lebensqualität der Leistungsnehmer aus?

SROI  6: Wirkungen auf die gesellschaftliche Wohlfahrt/das Sozialklima
Welche nichtmonetären Effekte erzeugt die Institution auf gesellschaftlicher Ebene?

Im Rahmen der Präsentation und des Vortrags möchten wir insbesondere auf SROI 1 und SROI 4 eingehen.

Die Finanzierungssituation

Die Erhebung der Daten erfolgte bei einem Workshop in den Räumen der Gesamtkirchengemeinde. Hierbei wurden sämtliche Transaktionen untersucht und anschließend nach Kategorien wie Zuflüsse von der öffentlichen Hand, oder Zuflüsse von der nicht-öffentlichen Hand wie zum Beispiel durch Kostenbeiträge der Eltern, Eigenanteile bei Ambulanter Pflege, Eigenmittel der GKG, Kirchensteuermittel, Spenden und Förderungen gruppiert. Die Gesamtkirchengemeinde lässt ca. 75% ihrer verfügbaren Kirchensteuermittel ihren sozialen Projekten zukommen, davon fließen allein 25% in den Betrieb der 16 Kindergärten und der Heilpädagogischen Gruppe. Die Finanzierungssituation der Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen ist in der gesamten Diözese Rottenburg-Stuttgart aufgrund der Kofinanzierung durch die Zeppelinstiftung einzigartig.

Im Jahr 2017 stellte sich die Finanzierungssituation wie folgt dar:
5,16 Mio. € kamen aus der öffentlichen Hand (Landesmittel, Kommunale Zuschüsse, Staatliche Sozialversicherungen, überörtliche Sozialhilfeträger, Bundesmittel).
3,04 Mio. € kamen aus nicht öffentlichen Mitteln (Kostenbeiträge Eltern, Wohnungslose), Eigenanteile Ambulante Pflege, Eigenmittel, Kirchliche Mittel, Mittel aus dem bischöflichen Ordinariat in Rottenburg), Spenden)
6,39 Mio. € wurden von der Zeppelin-Stiftung finanziert.
Schließlich trugen 1.042 Ehrenamtliche zum Gelingen der sozialen Projekte der Gesamtkirchengemeinde bei. Die Zeitspende von Ehrenamtlichen betrug im Jahr 2017 49.330 Stunden (was 28 Vollzeitmitarbeitern entspricht sowie 438 Tsd. € bei einer Bezahlung nach Mindestlohn)

SROI  1: Transferanalyse

Bei der Transferanalyse des SROI 1 wurden die monetären Transaktionen von der öffentlichen Hand zur GKG und die Rückflüsse durch Steuern und Abgaben untersucht. Diese lagen im Jahr 2017 bei 93%. Gleichzeitig wurde für die Teilnehmer der Angebote sowie für die Kunden / Klienten die Lebensqualität verbessert. So wurde die gesellschaftliche Wirkung der Angebote der Gesamtkirchengemeinde in Form von empfangenen und geleisteten Zahlungen an die verschiedenen öffentlichen Hände und Sozialversicherungsträger bestimmt.

SROI  4: Transferanalyse

Beim SROI 4 wurde die regionalökonomische Wirkung der Angebote der Gesamtkirchengemeinde ausgewertet. Diese Transferanalyse erfasst die direkte Nachfrage der GKG und die ihrer Angestellter und kennzeichnet die GKG als regionaler und überregionaler Wirtschaftsfaktor. Zudem wurden die induzierten Wirkungen berücksichtigt (durch Nachfrage entstehen wiederum weitere Arbeitsplätze und eine weitere Nachfrage).

Aus der oben dargestellten Finanzierungssituation ließen sich folgende Rückflüsse auswerten: 4,79 Mio. € flossen in 2017 direkt an die öffentliche Hand zurück.
6,09 Mio. € flossen durch eine induzierte Nachfrage- und Beschäftigungseffekte der GKG an die öffentliche Hand zurück. So konnten 2017 10,88 Mio. € an einer anderen Hand wieder wirkungsvoll eingesetzt werden. Die Gesamtkirchengemeinde erzeugt damit höhere Einnahmen für die öffentliche Hand, als sie von der öffentlichen Hand erhält. Die Nettoerträge für die öffentliche Hand belaufen sich somit auf rund
5,72 Mio. €.

Ein Beispiel:

Frau Musterfrau ist als Pädagogische Fachkraft in einem Kindergarten der Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen tätig. Aus dieser Tätigkeit erhält Frau Musterfrau, nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungen (direkte parafiskalische und fiskalische Effekte), ein Nettoeinkommen (direkter Einkommenseffekt). Den Großteil ihres Nettoeinkommens wendet Frau Musterfrau für Konsumausgaben in der Region auf. Die Unternehmen, bei denen Frau Musterfrau einkauft, führen einen Teil der Einnahmen als Umsatzsteuer und Gewerbesteuer an die öffentliche Hand ab (induzierte fiskalische Effekte).

Den Rest der Einnahmen (induzierte Nachfrageeffekte) verwenden die Unternehmen unter anderem dafür, zusätzliches Personal einzustellen (induzierte Einkommens- und Beschäftigungseffekte), um so der gestiegenen Nachfrage nachkommen zu können.

Schematische Darstellung zur Entstehung direkter und induzierter Wirkungen

Werden die Kennzahlen der direkten und induzierten Beschäftigungs- und Nachfrageeffekte auf die Stadt Friedrichshafen reduziert, so zeigt sich:
·     Die öffentliche Hand steuert rund 420.000 € zu den sozialen Angeboten bei.
·     die Zeppelinstiftung leistet einen Beitrag zu den sozialen Angeboten der GKG in Höhe von 6,39 Mio. €.
·     Etwa 2,93 Mio. € der weiteren Einnahmen stammen aus der Stadt Friedrichshafen

Friedrichshafen profitiert von der Zusammenarbeit mit der Katholischen Gesamtkirchgemeinde wie folgt:

•      Dafür werden 338 Arbeitsplätze in Friedrichshafen geschaffen.
•      Diese erhalten ein Netto-Einkommensvolumen von 6,5 Mio. € jährlich.
•      Außerdem wird eine Nachfrage von 6,7 Mio. € in der Stadt Friedrichshafen erzeugt.
•      Die kommunalen fiskalischen Effekte liegen somit bei 246 Tsd. € für die Stadt Friedrichshafen.

Zitate der Vorsitzenden der Gesamtkirchengemeinde

Dekan Bernd Herbinger
„Die Kirche bezieht ihren Handlungsauftrag vom Evangelium Jesu Christi, der Staat von Verfassung und gewähltem Gesetzgeber. Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld, aber auch eine große Schnittmenge. Diese einmal tiefer auszuleuchten, war es uns wert, die wissenschaftliche Studie in Auftrag zugeben.“
 
Franz Bernhard Bühler
„Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bodensee muss ich im Sinne unsere Kunden nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gewinnorientiert denken. Seit ich Gewählter Vorsitzender des Gesamtkirchen-gemeinderats bin, suche ich nach einer Möglichkeit die Erfolge gemeinnütziger Einrichtungen messbar zu machen und bin in der xit-GmbH fündig geworden“

 

Teilnehmer des Podiumsgesprächs 

Dr. Clemens Stroppel
Generalvikar der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Als Stellvertreter des Bischofs ist er für alle administrativen und wirtschaftlichen Fragen der Diözese verantwortlich 
 
Lothar Wölfle
Landrat des Bodenseekreises
Der Bodenseekreis ist u.a. örtlicher Träger der öffentlichen Jugendhilfe und der Wohnsitzlosenhilfe
 
Andreas Köster
Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen und Leiter des Dezernats III u.a. zuständig für Soziales, Familie und Jugend 
 
Mirjam Hornung
Mutter, Rechtsanwältin für Familienrecht und Gemeinderätin 
 
Gönül Cag
Alevitin und Teilnehmerin des Sprachförderprojekts „Rucksack“ 
 
Sarah Rizzo
Ehemalige FSJ und Ehrenamtliche Mitarbeitende des Jugendreferats und aktuell Mitglied im Kirchengemeinderat St. Magnus
 

Moderator der Veranstaltung

Florian Oehler
Als Theologe und Betriebswirt arbeitet er als Unternehmensberater in unterschiedlichen Branchen
 

Ansprechpartner der Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen
Ulrike Weiß
Gesamtkirchenpflegerin
07541 / 70 76 12
UWeiss@vz-fn.drs.de

Den Download der kompletten Informationen finden Sie hier

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