24. Dezember 2020 um 14:26

Grußbotschaft von Bischof Gebhard Fürst

Die Welt mit anderen Augen sehen
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,
 
die Hirten der Weihnachtsgeschichte sind für mich die Weihnachtshelden. Zu ihnen kam der Engel zuerst, um die Nachricht der Heiligen Nacht, dass der Welt der Retter geboren ist, unter die Leute zu bringen. Mit einem Satz riss er sie aus ihrem Dunkel: „Fürchtet euch nicht!“
 
Ich glaube, in diesen langen entbehrungsreichen Corona-Monaten schickt uns der Himmel den Zuspruch an die Hirten. Die Rettung ist nahe, das soll nun dem ganzen Volk zuteilwerden.
 
Immer wieder protestierten in den vergangenen Monaten Menschen in teils sehr aggressivem Ton gegen die Corona-Verordnungen. Gewiss, die Maßnahmen, die unser Leben derzeit reglementieren, sind einschneidend. Ja, und sie haben Auswirkungen auf unseren Bewegungs- und Begegnungsradius. Der sogenannte „Lockdown“ ist gleichsam notwendig und unerlässlich, damit wir die Pandemie möglichst schnell in den Griff bekommen und damit unsere Freiheit zurückerhalten. Die Angst vor den Einschränkungen bleibt durchaus verständlich. Aber: Furcht ist kein guter Ratgeber.
 
Sicherlich gehen wir alle anders aus dem Jahr 2020 heraus, als wir es begonnen haben. Die Pandemie zwingt uns, darüber nachzudenken, wie wir unser Leben und unser Miteinander als Kinder dieser Welt gestalten wollen. Bittere Realität ist, dass wir im Moment Abstand nehmen und lernen müssen, dass Nähe krank machen kann. Aber wir lernen auch – gezwungenermaßen – die Welt mit neuen Augen zu sehen – gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit. Wenn die weihnachtlichen Reizüberflutungen wegfallen, bleibt uns Zeit zu überlegen, was uns wichtig ist, wie wir leben und wie wir feiern wollen. Das gilt auch für unsere Weihnachtsgottesdienste. Ich bin sehr dankbar, dass viele Gemeinden sehr kreativ geplant haben. Neue Formen von Gottesdiensten, Livestreams, Andachten, Krippenspielen, Liturgien im Freien und ganz andere, oft digital unterstützte Wege in der Seelsorge ermöglichen andere Sichtweisen. Diese Zeitungsseite soll ein paar Schlaglichter auf diese Kreativität werfen. Und Mut machen.
 
Das Licht der Engel zwang die Hirten, den Blick vom Boden abzuwenden und in den Himmel zu schauen. Ohne diesen Perspektivenwechsel hätte sie die Botschaft der Menschwerdung Gottes nicht erreicht. Hätten sie sich weiter von ihrer Angst lähmen lassen, hätten sie die Ankunft des Retters in dieser Welt verpasst.
 
Ich bitte auch Sie, liebe Schwestern und Brüder, nutzen Sie die Chancen, die uns die besonderen Umstände an diesem Weihnachtsfest abringen. Lassen Sie uns gemeinsam auf die Suche gehen, nach dem großen Trost, der unbedingten und unmittelbaren Liebe, die Gott uns in seinem Sohn geschenkt hat. Seien wir auch auf Abstand aufmerksam füreinander und tragen wir dazu bei, dass Gottes Liebe unter uns konkrete Wirklichkeit wird.
 
Gott, unser Retter, möge uns im kommenden Jahr begleiten, uns trösten und Frieden und Gesundheit bringen. ER stärke unser Miteinander und mache die Welt zu einem heilen Ort! Ich wünsche Ihnen und allen, die Ihnen nahestehen, ein gesegnetes Weihnachtsfest!
 
Ihr
Bischof Dr. Gebhard Fürst

 

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