25. September 2019 um 08:55

Spiritualität: Die Kleine kirche!

Richtig! Die „Kleine kirche!“ wird falsch geschrieben, also vorne groß und hinten klein. Das Wörtchen „klein“ ist nicht erst seit dem Konzil richtig populär geworden. Es gibt Ordensgemein- schaften, die sich „kleine Schwestern“ oder „kleine Brüder“ nennen. Es gibt historische Bezeichungen für kleinere Kirchen gegenüber größeren Stadtkirchen. Was ist zur Friedrichshafener „Kleinen kirche!“ zu sagen? Es ist ein Gottesdienstprojekt. In der größten Kirche der Stadt St. Petrus Canisius versammeln sich die Gläubigen und mancher Gast am Freitagabend um Gott zu feiern.

Soweit nichts Außergewöhnliches. Aber genau das ist das Programm. Die „Kleine kirche!“ will nicht spektakulär sein, es ist bewusst keine Eventkirche! Alle Elemente dieses Gottesdienstes sind dabei aus der bekannten Liturgie entnommen: Das Singen alter und neuer Lieder, das Hören des Evangeliums samt einer Auslegung, das Fürbittgebet, der Kommunionempfang unter beiderlei Gestalt, der Segen, die eucharistische Anbetung, Menschen, die sich diesem Gottesdienst verbunden fühlen. Im Vorfeld wird einmal im Monat das aus der Orthodoxie stammende Herzensgebet gepflegt oder ein Schriftgespräch zum festgelegten Jahresthema. Manchmal ist im Gottesdienst ein Gast dabei, der von seinem Leben und Glauben als Christ erzählt. Es waren schon bekannte Menschen da wie Andreas Knapp oder Wunnibald Müller, daneben viele Ordensmitglieder, pastoral Wirkende aus Nah und Fern, die vor allem an ihrem Ort wirken; auch musikalische Gäste haben sich hin und wieder eingebracht.

Die einfache Freude am Miteinander mit Christus zusammen ist aber das wesentlichste Element. Vermutlich deshalb kommen die Gottesdienstteilnehmer auch nach vorne in die ersten Bänke. Interessant zu beobachten ist, dass der kleinere Rahmen eine Vertrautheit mit sich bringt. Die Kräfte, die in der Kirche im Ganzen wirken und die augenblicklich kaum mehr wahrnehmbar sind, beginnen sich neu zu entfalten. Menschen spüren, dass sie persönlich willkommen sind, dass Gott auf sie gewartet hat, dass er begegnen will in kleinen und großen Worten und Gesten.

Wenn es stimmt, dass sich das Eigentliche verlieren kann ab einer bestimmten Größe, dann stimmt umgekehrt, dass sich das Wesentliche im Kleinen besser erleben lässt. Es wird oft der Gedanke der Universalität der katholi- schen Kirche bemüht. Eine globale Glaubensgemeinschaft mit 1,3 Milliarden Mitgliedern rund um den Erdball. Dabei lebt die Kirche aus dem kleinsten Element ihrer Versammlung.

Hatte nicht Jesus gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“? Es besteht dabei natürlich die Gefahr der Vereinzelung und der Zerstreuung. Diasporachristen wissen, was gemeint sein kann. Aber dort, wo Glaube sich im Nahraum ereignet, ereignet sich eben auch Christus. Und der spricht Menschen an, heilt sie, tröstet, hört zu und orientiert von Neuem am Leben auf Gott hin.

Für das Team der „Kleinen kirche!“ Bernd Herbinger

 

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