{"id":10407,"date":"2021-08-15T21:21:10","date_gmt":"2021-08-15T21:21:10","guid":{"rendered":"https:\/\/katholisch-friedrichshafen.comlounge.dev\/?p=10407"},"modified":"2021-08-15T21:21:10","modified_gmt":"2021-08-15T21:21:10","slug":"aufnahme-mariens-in-den-himmel-predigt-zum-hochfest","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/katholisch-friedrichshafen.de\/aufnahme-mariens-in-den-himmel-predigt-zum-hochfest\/","title":{"rendered":"Aufnahme Mariens in den Himmel – Predigt zum Hochfest"},"content":{"rendered":"
Einf\u00fchrung<\/p>\n
Mari\u00e4 Himmelfahrt ist ein altes Fest aus dem ersten christlichen Jahrtausend als die Kirche im Wesentlichen noch eins war. Die Glaubens\u00fcberzeugung, dass die Gottesmutter mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde, wird wenige Jahre nach der Katastrophe des Weltkrieges mit Millionen von Toten f\u00fcr alle deutlich ans Zentrum des christlichen Glaubens heranger\u00fcckt. Mensch, dein Leib mag verbrannt sein, mi\u00dfhandelt, gequ\u00e4lt, get\u00f6tet, verloren sein, doch du bist von Gott nicht vergessen, du wirst leben! Mit diesem Glaubenssatz spricht die Kirche nicht nur eine gro\u00dfe und wichtige Wahrheit aus, sie will zu allererst tr\u00f6sten.<\/p>\n
Predigt<\/p>\n
Ein erster Zugang<\/em>: In der Di\u00f6zese Rottenburg-Stuttgart gibt es einige heilige Berge. Darunter der Bussen in Oberschwaben oder der Sch\u00f6nenberg in Ellwangen und eben auch der sogenannte W\u00e4chter des Zaberg\u00e4us, der Michaelsberg. Dort ist neben der alten romanischen Kirche eine Gedenkst\u00e4tte f\u00fcr nichtbestattetes menschliches Leben zu finden. Der K\u00fcnstlerpriester Sieger K\u00f6der hat daf\u00fcr eine Skulptur geschaffen, die ein trauerndes Elternpaar vor einem leeren Grab darstellt. Man sp\u00fcrt intuitiv, worum es hier geht. Ein Flugzeugabsturz \u00fcber dem offenen Meer, eine Brandkatatrophe, ein Krieg. Menschen sterben, ohne dass ihre K\u00f6rper bestattet werden k\u00f6nnen. Wir brauchen dann einen Ort f\u00fcr das Gedenken. Und w\u00e4hrend das leere Grab Jesu Trost und Hoffnung spendet, zerbrechen an diesen leeren und nicht einmal vorhandenen Gr\u00e4bern Menschen in ihrem Leid. Unsere Seelen brauchen aber Orte, um zu trauern, brauchen Zeichen, die Halt geben, brauchen wahre Botschaften, die tr\u00f6sten.<\/p>\n <\/p>\n Die Tradition der christlichen Kirchen besagt, Marias Grab w\u00e4re nach ihrem Sterben nicht einfach nur leer gewesen, sondern mit Blumen gef\u00fcllt. Daher auch die Kr\u00e4uter am heutigen Fest. Aber ihr im Grunde genommen leeres Grab in Verbindung mit dem leeren Grab Christi ist im \u00fcbertragenen Sinn ein Ort, um sich in der Trauer tr\u00f6sten zu lassen von der Botschaft, die alle Erkenntnis \u00fcbersteigt. Eigentlich versinnbildlicht das leere Grab Mariens unsere Hoffnung auf ein Auferstehen. Und spielte uns unser Verstand einen Streich und machte unsere Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zunichte, wenn er uns sagte, Auferstehung sei nur bildhaft gemeint, dann holt uns eben die reale und zugleich gl\u00e4ubige Anschauung des leeren Grabes in Gottes Wirklichkeit zur\u00fcck, und entlarvt die scheinbar n\u00fcchterne Tatsache als unvollst\u00e4ndiges Trugbild. Die Ikonen aus den Kirchen des Orients bewahren diese schlichte aber authentische Wahrheit in sich auf. Ein Bild kann mehr sein als ein Bild. Gerhard Richter, der atheistisch suchende K\u00fcnstler sagt: \u201eAlles, was ist, scheint und ist f\u00fcr uns sichtbar, weil wird den Schein, den es reflektiert, wahrnehmen, nichts anderes ist sichtbar.\u201c Aber da ist eben mehr als der Schein, dessen, was ist, m\u00f6chte man als Glaubender fortf\u00fchren. Unsere Augen sehen das leere Grab Mariens. Die Blumen aber sagen, was wir eigentlich sehen: Freude \u00fcber das unsichtbare Geheimnis, dass unsere Existenz umf\u00e4ngt oder Glaube an eine h\u00f6here Macht, ohne die wir nicht leben k\u00f6nnen.<\/p>\n <\/p>\n Ein zweiter Zugang<\/em>: Gott erschafft in den ersten Kapiteln der Bibel alles, was ist. Das macht ihn zum alleinigen Sch\u00f6pfer. Der christliche Glaube \u2013 und das hat er mit dem j\u00fcdischen und mit dem muslimischen Glauben gemein \u2013 sieht alles, was ist, geworden durch die Hand Gottes. Dar\u00fcber hinaus ist nichts, au\u00dfer eben Gott selbst. Es gibt da keine anderen G\u00f6tter und es gibt keinen Nebensch\u00f6pfer oder gar eine (b\u00f6se) Gegenmacht. Darin sind sich die drei heiligen Schriften einig.\u00a0\u00a0Und Gott schafft alles durch sein Wort. Unbelebte Wirklichkeit und auch alles Lebendige ensteht durch das Wort Gottes. Der Mensch wird zwar ebenfalls durch Gottes Wort geschaffen, lebendig aber wird er allein dadurch, dass Gott ihn anhaucht, dass er ihn anspricht und sie anspricht. Irgendetwas ist anders mit diesem Gesch\u00f6pf Mensch. Seine Seele ist mehr als seine Psyche, sein Wesen mehr als das eines begabten und geistreichen Tierwesens, sein Leib mehr als sein blo\u00dfer K\u00f6rper. Gottes Atem \u2013 auch in uns – \u00fcberdauert unsere zeitliche Existenz. Der Glaubenssatz sagt uns: \u00dcbrig bleibt nach unserem Tod nicht allein Gottes Atmen, der \u2013 so die bildhafte Vorstellung \u2013 wieder zu ihm zur\u00fcckkehrt, sondern auch etwas von dem, das er lebendig machen konnte. Etwas von dem, was sich von seiner Liebe ver\u00e4ndern lies, etwas von dem, was gelernt hat seinerseits zu lieben. Die Kr\u00e4uter von heute werden zerfallen innerhalb von Jahresfrist. Bis dahin tr\u00f6sten, die geweihten D\u00fcfte und bunten gesegneten Blumen. In uns ist etwas von Gott, das nicht zerf\u00e4llt, das nicht zum Staub der Erde zur\u00fcckkehren will, sondern zu seinem Ursprung hinstrebt.<\/p>\n Bernd Herbinger<\/p>\n aus: DAW – Dienst am Wort, Heft 5\/2021, Ostfildern 2021.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Einf\u00fchrung Mari\u00e4 Himmelfahrt ist ein altes Fest aus dem ersten christlichen Jahrtausend als die Kirche im Wesentlichen noch eins war. 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